Wenn es um Geld und Unternehmertum geht, sehen sich Frauen oft mit ungleichen Wettbewerbsbedingungen konfrontiert. Der Zugang zu Kapital kann schwieriger sein, die Netzwerke enger und die kulturellen Erwartungen höher. Und doch zeigen zahlreiche Studien, dass sich die Vorteile vervielfachen, wenn Frauen über Finanzwissen und -instrumente verfügen – nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Familien und Gemeinschaften.
Aus diesem Grund legen Organisationen wie CFIEE, der International Economic Education Council, einen Schwerpunkt auf die Stärkung von Frauen. Denn um den Status quo zu ändern, muss man Frauen zunächst einmal die gleichen Schlüssel zur Finanzwelt geben wie allen anderen auch. Der Ansatz von CFIEE ist kein Einheitsprogramm. Es handelt sich vielmehr um eine Sammlung maßgeschneiderter Angebote, die auf die jeweilige Situation der Frauen zugeschnitten sind.
Einige sind vielleicht Studentinnen, die sich zum ersten Mal mit Finanzwissen beschäftigen, andere sind Kleinunternehmerinnen, die expandieren möchten, und viele befinden sich irgendwo dazwischen. Die Organisation hat ihre auf Frauen ausgerichteten Programme auf einigen klaren Säulen aufgebaut: Stipendien, spezielle Kurse, Mentorenvermittlung und bevorzugte Plätze in Förderprogrammen. Jede dieser Säulen trägt dazu bei, Frauen vom „Lernen” zum „Führen” zu bringen.
Stipendien sind das einfachste, aber auch das wirkungsvollste Instrument. Finanzielle Hindernisse halten Frauen oft schon im Vorfeld davon ab, etwas zu beginnen, insbesondere in Ländern, in denen das Familieneinkommen knapp bemessen ist. Durch die Übernahme der Studiengebühren oder die Reduzierung der Kosten öffnet CFIEE die Tür für Lernende, die sonst möglicherweise auf eine Ausbildung verzichten müssten. Es klingt nach einer Kleinigkeit – ein Stipendium, eine Befreiung –, aber in der Praxis bedeutet es, dass eine Frau sich nicht zwischen dem Kauf von Lebensmitteln und dem Besuch eines Kurses entscheiden muss, der ihre Karriere verändern könnte.
Dann gibt es noch die speziellen Kurse. Dabei handelt es sich nicht um allgemeine Finanzvorträge, sondern um Programme, die direkt auf die Realität von Frauen zugeschnitten sind: Verwaltung des Haushaltsbudgets neben kleinen Unternehmen, Umgang mit informellen Kreditstrukturen, Vereinbarkeit von Unternehmertum und Betreuungsaufgaben. Der Ton dieser Kurse ist praktisch, nicht theoretisch. Ein Modul könnte beispielsweise vermitteln, wie man Mikrokredite beantragt oder wie man mit wenig mehr als einer Smartphone-App mit der Buchhaltung beginnt. Es handelt sich um Wissen, das sofort in die Tat umgesetzt werden kann.
Das Mentoring bringt eine weitere Dimension hinzu. Das CFIEE weiß, dass Informationen allein nicht ausreichen – Beratung ist wichtig. Die Frauen werden mit Mentorinnen zusammengebracht, die diesen Weg bereits gegangen sind, sei es beim Aufbau eines Unternehmens, beim Überstehen des schwierigen ersten Jahres oder bei Verhandlungen mit Lieferanten. Jemanden zu haben, den man fragen kann: „Was würdest du an meiner Stelle tun?“, kann den Unterschied zwischen Aufgeben und Weitermachen ausmachen. Es ist eine Brücke zwischen dem Klassenzimmer und der chaotischen Realität des Unternehmertums.
Und schließlich gibt es noch die bevorzugten Plätze in Accelerator-Programmen. CFIEE arbeitet mit lokalen und internationalen Business Accelerators zusammen, um Plätze speziell für Unternehmerinnen zu reservieren, die seine Programme absolviert haben. Das bedeutet, dass die Frauen nicht nur mit Wissen nach Hause gehen, sondern auch mit der Möglichkeit, ihre Ideen in realen Märkten zu testen, wobei sie auf Unterstützungssysteme zurückgreifen können. Es ist die Startrampe von der Ausbildung zum Unternehmen.
Hinter den Stichpunkten stehen echte Frauen. Nehmen wir zum Beispiel Amina. Sie begann mit einem CFIEE-Kurs zum Thema Finanzwissen in Nairobi, ohne zu wissen, ob ihr kleines Schneidergeschäft jemals wachsen würde. Mit der Hilfe eines Mentors lernte sie, private und geschäftliche Konten zu trennen, beantragte einen Mikrokredit und investierte die Gewinne in bessere Ausrüstung. Innerhalb eines Jahres versorgte sie nicht nur ihre Familie, sondern stellte auch zwei andere Frauen aus ihrer Gemeinde ein. Eine einfache Schulung in Kombination mit Zugang zu Unterstützung führte zu einem Dominoeffekt in Bezug auf Beschäftigung und Empowerment.
Oder nehmen wir Elena aus Osteuropa. Ein Stipendium ermöglichte es ihr, noch während ihres Studiums an einem auf Frauen ausgerichteten Entrepreneurship-Kurs teilzunehmen. Sie entwickelte ihre Idee einer umweltfreundlichen Verpackungsfirma zu einem Pilotprojekt und erhielt später über das Netzwerk von CFIEE einen Platz in einem Accelerator-Programm. Jetzt hat sich ihr Unternehmen über lokale Bauernmärkte hinaus zu Partnerschaften mit mittelständischen Einzelhändlern entwickelt. Ihre Geschichte zeigt, wie sich frühe Investitionen in die Ideen von Frauen in langfristigen Innovationen auszahlen.
Die Zahlen untermauern diese Geschichten. In den letzten drei Jahren hat CFIEE mehr als 2.500 weibliche Lernende in verschiedenen Regionen unterstützt. Von diesen haben rund 40 % innerhalb von zwölf Monaten nach Abschluss eines Programms ein Unternehmen gegründet oder erweitert. Diese Zahl liegt über dem globalen Durchschnitt für neue Unternehmensgründungen, was darauf hindeutet, dass die Kombination aus Bildung, Mentoring und Zugang zu Accelerator-Programmen einen echten Schub bewirkt. Umfragen zeigen auch, dass 70 % der Absolventinnen von einer verbesserten finanziellen Entscheidungsfindung in ihrem Haushalt berichten – eine weniger auffällige, aber ebenso wichtige Auswirkung.
Auch die Ziele sind klar. CFIEE strebt an, die Zahl der weiblichen Begünstigten innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verdoppeln, mit einem besonderen Fokus auf ländliche Gebiete, in denen Unternehmerinnen oft das Rückgrat der lokalen Wirtschaft bilden. Zu den Plänen gehören die Aufstockung der Stipendienmittel, der Aufbau weiterer Mentoren-Netzwerke und die Ausweitung von Partnerschaften mit Accelerators, die sich für von Frauen geführte Start-ups engagieren. Das ist kein vages Versprechen, sondern ein Fahrplan.
Die Arbeit ist nicht perfekt. Einige Frauen haben nach Abschluss eines Kurses immer noch mit Selbstvertrauen zu kämpfen, andere finden kulturelle Barrieren schwer zu überwinden. CFIEE scheut sich nicht vor diesen Realitäten, sondern nutzt sie als Erinnerung daran, wo die Unterstützung verstärkt werden muss. Jeder Datenpunkt, jedes Folgeinterview ist eine Lektion dafür, wie das Programm für die nächste Gruppe von Lernenden verbessert werden kann.